VDWF-Mitglieder bekämpfen Corona!

Die Pandemie mag zwar unseren Alltag einschränken und die Wirtschaft lahmgelegt haben, aber der Kreativität tut das keinen Abbruch. Das haben einige VDWF-Mitglieder nun eindrucksvoll bewiesen und Produkte selbst entwickelt und gefertigt – zumal das Bundesgesundheitsministerium und andere Institutionen über die weltweit gestiegene Nachfrage und den enormen Bedarf von Infektionsschutzausrüstungen für den medizinischen und sozialen Einsatz informieren.

Es sind Produktinitiativen wie Schutzbrillen, Gesichtsschilde, Masken oder auch Ellenbogenbedienungen für Türklinken und hygienisch zu leerende Mülleimer, die von Werkzeugmachern mit viel Sinn für Solidarität und Verantwortung in Eigenregie gestemmt wurden. Von der Entwicklung und Konstruktion über die Fertigung der Werkzeuge bis hin zur Produktion und Konfektionierung wurde vielerorts in Deutschland das gesamte Leistungsspektrum der Unternehmen ausgeschöpft, um in kürzester Zeit Produkte in den Markt und zu den Menschen zu bringen. Entstanden sind überaus gelungene Produkte, die wir folgend vorstellen möchten.

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Unterarm-Türöffner, Schutzbrille und Mülleimervon Brinkmann und Burwinkel. Im Kampf gegen Corona schicken die beiden Nachbarn aus Mühlen, Formen bau Brinkmann und das Kunststoffwerk Burwinkel, gleich drei Produkte ins Rennen: Mit dem gemeinsam entwickelten Türklinkenaufsatz können Klinken mit dem Unterarm gedrückt werden. Die für die Fertigung benötigten Spritzgusswerkzeuge wurden in sieben Tagen finalisiert. Die tägliche Produktionskapazität liegt bei 2500 Stück. Außerdem fertigen die beiden Unternehmen auch eine ganz spezielle Schutzbrille, nämlich eine für Brillenträger, um der derzeit hohen Nachfrage aus dem medizinischen Bereich zu begegnen. Ebenso im Angebot: ein MülleimerKonzept, mit dem sich der Unrat hygienisch «gesichert und isoliert» entsorgen lässt.

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Der «Freehander» von Stolz & Seng: Auch das Kunststoffspritzguss- und Formenbau-Unternehmen Stolz & Seng aus Donaueschingen kam Mitte April mit einem selbst entwickelten und selbst produzierten Aufsatz für Türgriffe auf den Markt. Vorerst in drei Farbvarianten wird das patentierte Produkt angeboten. Mit vier Schrauben lässt sich der Freehander kraftschlüssig installieren und erhält somit den notwendigen Halt für den täglichen Gebrauch. Dank eines innovativen Triangelsystems passt er auf die meisten gängigen Klinkenformen. Der verwendete Kunststoff ist gegen aggressive Reinigungsmittel beständig. Darüber hinaus ermöglichen seine flammschützenden Inhaltsstoffe die Verwendung des Produkts in öffentlichen Gebäuden. Die Fertigungskapazität liegt derzeit bei täglich 2400 Sätzen à 2 Stück für je eine Tür – und kann bei Bedarf auch schnell gesteigert werden.

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Gesichtsschild von Gebrüder Ficker: Unter #makervsvirus hat auch Gebrüder Ficker aus Marienberg mit der Produktion von Gesichtsschilden begonnen. Nach dem Vorbild der tschechischen 3D-Druck-Firma Prusa werden Kopfbänder und Kinnverstärkungen spritzgegossen. Erste Bestellungen aus der Umgebung liegen schon vor.

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Teilgesichtsmaske von Hachtel: Die «Teilgesichtsmaske» von Hachtel ist dauerhaft verwendbar, ein wechselbarer Filtereinsatz mit einem Vlies oder Filtermaterial wird «eingeklipst». Das verwendete thermoplastische Elastomer ist für die Herstellung von Produkten, die im medizinischen Bereich zur Anwendung kommen, zugelassen und bei 134 Grad sterilisierbar und auch spülmaschinenfest. Derzeit werden im Aalener Unternehmen pro Tag rund 800 Einheiten pro Tag spritzgegossen.

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Behelfsschutzmaske von Kröger: In Zusammenarbeit mit Merkutec aus Dinkelage hat auch der Formenbau Kröger aus Lohne an einem Werkzeug getüftelt und Behelfsschutzmasken im Spritzgussverfahren produziert. Die Maske aus flexiblem Kunststoff ist auswaschbar und verfügt über ein herausnehmbares Gitter, in das Filtermaterial in verschiedenen Stärken eingesetzt werden kann.

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Mund-Nasen-Maske von Sauer & Sohn: Anfang April wurden in Rekordzeit zwei Varianten einer wiederverwendbaren Mund-Nasen-Maske von Sauer & Sohn aus Dieburg realisiert. Das Produkt verfügt über ein wechselbares Filtermedium, das mit einer Befestigungsspange von außen auf die Kunststoffmaske gesteckt wird.

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Dem Kampf gegen Corona hat sich auch die Firma Kegelmann Technik in Rodgau, Hessen, angeschlossen. Sie trägt mit einem Gesichtsschutz zur Reduktion der Virus- und Bakterienverbreitung bei. Das teilweise 3D-gedruckte, gesamte Produkt-Set besteht aus einem komfortablen, weißen POM-Kopfbügel mit einstellbarem Gummiband (Material: 54 Prozent Polyester und 46 Prozent Elastodien) und einem abnehmbaren, aufgeknipsten, transparenten PET-Visier (Gewicht ca. 40 Gramm).

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Mund-Nasen-Schutz von Haidlmair und Engel: Eine Maske hat auch Haidlmair aus Nußbach in Österreich in enger Kooperation mit dem Maschinenbauunternehmen Engel gefertigt. Dabei wurde von Haidlmair das Konzept für die Herstellung per 1-, 2- und 4-Fach-Werkzeug entwickelt und auch umgesetzt. Engel liefert die auf die jeweilige Produktonsart abgestimmten Spritzgießmaschinen. Der zweiteiligen Mund-Nasen-Schutz aus TPE lässt sich leicht reinigen und desinfizieren. Zudem können unterschiedliche Filtermaterialien in die Mehrwegmaske eingelegt werden.

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«Produktion läuft, Danke an alle!!!!!», titelte der E-Mail-Verkehr von Dr. Ludwig Gansauge, Professor an der Fakultät Angewandte Naturwissenschaften und Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Hochschule Deggendorf, als er über den Herstellungsprozess der «Faceshields» informierte. Die Gesichtsmasken wurden von der THD auf Anfrage des Donauisar Klinikums Deggendorf für etwa vier Wochen auf allen zur Verfügung stehenden Geräten unter Mithilfe des Technologiecampus Cham erst über 3D-Druck produziert (135 pro Woche). Aufgrund der hohen Nachfrage entschied man sich zu Serienproduktion mit einem selbst entwickelten Werkzeug. Dr. Gansauge und einige Kooperationspartner ermöglichten die weiteren Schritte: Das Kunststoffinstitut Lüdenscheid machte eine kostenlose Simulation bzw. Werkzeugauslegung, Verbandsmitglied Strack Normalien sponsorte alle Materialien und die THD-Maschinenbau-Fakultät stellte mit ihrer Spritzgussmaschine bis Ende April die ersten 2000 Teile her. Die Faceshields sind aus lebensmittelechtem Kunststoff, desinfizier- und wiederverwendbar sowie für den Einsatz im klinischen Umfeld geeignet. Sie bestehen aus insgesamt drei Einzelteilen: Visier, Gummiband und Kunststoffbügel. Im Mai ist die Produktion von etwa 10000 Baugruppen im Spritzgussverfahren geplant.