Echte Innovationen sind der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit der Branche
Die Werkzeug- und Formenbau-Branche ist bekannt für ihre Präzision und Qualität, doch auf diesen Lorbeeren dürfen wir uns keinesfalls ausruhen. Die Marktlage verändert sich zu schnell, der technologische Fortschritt schreitet voran, die Kundenanforderungen ändern sich. Um unsere Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft zu erhalten, müssen wir uns weiterentwickeln. Unternehmen im deutschsprachigen Raum brauchen ein Alleinstellungsmerkmal, das sie von der internationalen Konkurrenz unterscheidet. Technische Innovationen können genau dieses Merkmal sein.
Hierfür ist gezielte Investition in Forschung und Entwicklung unerlässlich. Denn nur durch Forschung können wir die Grenzen des Möglichen erweitern. In unserer mittelständisch geprägten Branche haben jedoch viele Unternehmen nicht die Möglichkeit, eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung zu unterhalten. An dieser Stelle setzt die Forschungsvereinigung Deutscher Werkzeug- und Formenbauer an. Die FDWF wurde im Frühjahr 2021 von 25 engagierten Mitgliedern ins Leben gerufen. Zurzeit zählt sie 48 Mitglieder, darunter 40 KMU, 2 Großunternehmen und 6 Forschungseinrichtungen. Ihrer aller erklärtes Ziel ist es, durch gemeinschaftlich geschaffene Innovationen die gesamte Branche zu stärken. Entsprechend sind derzeit 10 eingereichte Projekte im Bereich der vorwettbewerblichen Forschung durch die FDWF in Begutachtung.
Doch was bedeutet «innovativ»? Viele Entwicklungen, die KMU auf den Markt bringen, sind nur Verbesserungen von Bestehendem. Wirkliche technische Innovationen wie Mehrkomponententechnik oder konturnahe Temperierung per 3D-Druck sind in unserer Branche kaum mehr vorhanden. Die x-te Anschnittgeometrie oder die neueste Oberflächenbeschichtung ist letztlich nur ein Tropfen auf den heißen Stein – diese Technologien werden die Welt nicht bewegen! Wir müssen vielmehr unseren Fokus auf den Kunden legen, der letztendlich kein Werkzeug, sondern ein fertiges Kunststoff- oder Metallprodukt verkaufen möchte. Innovation bedeutet also nicht unbedingt, immer schneller und günstiger zu werden. Vielmehr geht es darum, dem Kunden einen beleg- und berechenbaren Mehrwert mit dem gefertigten Werkzeug zu verkaufen. Dies kann sogar bedeuten, dass das Werkzeug teurer wird, wenn der Kunde an anderer Stelle Einsparungen erzielt.
Um zu solchen Innovationen zu gelangen, ist vorwettbewerbliche Forschung der Schlüssel. Sie schafft die Grundlagen für größere Innovationen und gibt uns die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse unserer Kunden noch besser einzugehen. Und genau dafür ist die FDWF die ideale Plattform. Doch eine Forschungsvereinigung steht nicht für sich: Die Impulse müssen aus den Unternehmen kommen. Nur so können wertvolle Synergien entstehen. Dafür ist es unbedingt notwendig, eine offene Innovationskultur in Unternehmen zu etablieren, in der Mitarbeiter ermutigt werden, Ideen einzubringen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Dabei muss es nicht immer nur um technische Themen gehen: Auch die Erarbeitung von Kooperationsmodellen oder Marketingstrategien bringen den Werkzeug- und Formenbau voran.
Deswegen appelliere ich an die Akteure der Branche: Forschung und echte Innovationen sind die Eckpfeiler, auf denen wir unser Wachstum und unsere Wettbewerbsfähigkeit aufbauen können. In einer sich immer schneller verändernden Welt dürfen wir nicht zögern, neue Wege zu beschreiten und mutig auch außerhalb unserer Branche nach Inspiration zu suchen. Denn Innovation kennt keine Grenzen, und oft sind die besten Ideen in der Verbindung verschiedener Fachgebiete zu finden. Wenn wir den Weg der Innovation und Forschung gemeinsam beschreiten, können wir unsere Branche voranbringen und zu Vorreitern in einer sich wandelnden Industrielandschaft werden!
Ich freue mich auf euer Feedback!
Es grüßt Johannes Ullrich