«Let’s make some noise!» VDWF mit neuer Stimme in Europa: Stephan Berz ist ISTMA-Europe-Präsident
Die jüngste Tagung der ISTMA Europe im Frühjahr in Danzig in Polen war ein wichtiger Meilenstein für die weitere Entwicklung des Werkzeug- und Formenbaus in Europa. Höhepunkt der Veranstaltung war die Bestätigung der Wahl von Stephan Berz zum neuen ISTMA-Europe-Präsidenten.
Die International Special Tooling and Machining Association (ISTMA) dient als globale Plattform für den Austausch von Wissen, Technologien und Best Practices im Werkzeug- und Formenbau. Die Hauptaufgaben des Werkzeugmacher-Weltverbands sind die Förderung der internationalen Zusammenarbeit, die Vertretung der Branche auf politischer und wirtschaftlicher Ebene sowie die Unterstützung seiner Mitglieder – zu denen auch der VDWF gehört – durch Marktanalysen und Innovationstransfer.
Stephan Berz, Vizepräsident Vertrieb bei Oerlikon HRSflow und Markenbotschafter des VDWF, hat im Februar die Präsidentschaft von ISTMA Europe, dem europäischen Arm des Weltverbands, von seinem Vorgänger Markus Heseding, Geschäftsführer des Bereichs Präzisionswerkzeuge im VDMA, übernommen. Der erfahrene Branchenkenner wird künftig die Interessen der europäischen Werkzeugmacher auf internationaler Ebene vertreten – und verschafft damit auch dem VDWF neue Sichtbarkeit im globalen Kontext.
Die Ernennung von Stephan Berz erfolgt zu einer Zeit, in der sich der europäische Werkzeug- und Formenbau in einem komplexen und sich schnell entwickelnden Umbruch befindet. Seine umfassende Erfahrung in der Branche soll Verbände und Unternehmen durch diese entscheidende Phase des Marktwandels führen. «Gerade in politisch und wirtschaftlich turbulenten Zeiten brauchen wir mehr Sichtbarkeit – gegenüber Kunden, gegenüber der Politik, aber auch innerhalb der eigenen Reihen», betont Berz mit Blick auf seine neue Rolle. Als Präsident von ISTMA Europe möchte er die Anliegen der Werkzeugmacher mit Nachdruck vertreten und stellt daher seine erste zweijährige Amtszeit unter das Motto «Let’s make some noise!»
Eine Stimme aus der Praxis
Immerhin, die Herausforderungen sind zahlreich: Der Fachkräftemangel, fehlende Planungssicherheit, steigende Energie- und Produktionskosten, wachsende Bürokratie, die politische Weltlage und die Verlagerung von Aufträgen in Regionen mit wettbewerbsverzerrenden staatlichen Subventionen setzen der Branche zunehmend zu. «Viele dieser Probleme betreffen nicht nur einzelne Länder, sondern ganz Europa. Deshalb ist es wichtig, dass wir als Werkzeugmacher nicht nur national denken, sondern international gemeinsam auftreten», erklärt Berz.
Der Kunststofftechnik-Ingenieur kennt sein Metier seit rund 30 Jahren aus unterschiedlichsten Perspektiven: Nach seinem Studium in Darmstadt arbeitete er fast zehn Jahre bei Aeroquip, einem Spezialisten für Kunststoffprodukte im Raum Frankfurt am Main. Danach war er für die BASF tätig – u. a. zwei Jahre in den USA – und übernahm später die Geschäftsführung des Heißkanalspezialisten PSG. Seit über einem Jahrzehnt ist er nun bei HRSflow, wo er beispielsweise das globale Key Account Management aufbaute. All diese internationalen Erfahrungen bringt er nun mit großem Elan in seine Arbeit für die ISTMA ein.
Was den 62-Jährigen antreibt, sind aber nicht nur technische Herausforderungen. «Es sind die Menschen, die unsere Branche so besonders machen», betont Berz. «Viele Werkzeugmacher begleite ich schon seit Jahren und Jahrzehnten – und aus beruflichen Beziehungen sind oft Freundschaften geworden. Genau deshalb liegt mir der Werkzeug- und Formenbau so sehr am Herzen. Und genau deshalb habe ich diese Präsidentschaft mit der vollen Überzeugung übernommen, hier etwas zum Guten bewegen zu können.»
Europa im Blick, die Branche im Fokus
Mit der Wahl von Stephan Berz stellt der VDWF erstmals den Präsidenten von ISTMA Europe – und stärkt damit auch seine Stimme im internationalen Verbandsgeschehen. «Die ISTMA-Präsidentschaft erhöht nicht nur unseren Einfluss außerhalb Deutschlands, sondern verleiht dem VDWF auch im eigenen Land größere Bedeutung», so Berz.
Ein zentrales Anliegen seiner Amtszeit sieht der ISTMA-Europe-Präsident in der politischen Arbeit. Er möchte die Mitglieder des Weltverbands ermutigen, in ihren jeweiligen Ländern aktiv auf Entscheidungsträger zuzugehen – um die Bedeutung des Werkzeug- und Formenbaus sichtbarer zu machen. «Wir müssen den Stellenwert der Branche klarer kommunizieren», erklärt Berz. Werkzeuge seien keine «Commodity», also keine Handelswaren, sondern hoch spezialisierte Unikate, in denen das Know-how ganzer Unternehmen steckt und mit denen sich erst die industriell gefertigten Produkte unseres Alltags realisieren lassen. Die Bedeutung der Arbeit der Werkzeugmacher werde viel zu selten wirklich erfasst.
Transformation wagen – gemeinsam stärker werden
Außerdem möchte Berz die Bedeutung der Verbindung des Werkzeug- und Formenbaus mit anderen Industriesektoren stärker herausstellen und die Rolle des Mittelstands betonen. Dabei liegt ihm das Thema «Transformation im Werkzeugbau» besonders am Herzen, wie er erklärt: «In einer Umbruchsituation muss man sich an sich verändernde Rahmenbedingungen anpassen, wenn man nicht untergehen will. Aber genau darin liegen auch Chancen. Ich möchte dazu beitragen, dass sich diese neuen Möglichkeiten besser nutzen lassen – vor allem, wenn wir als Branche enger zusammenrücken.»